Wildnis, Gemeinschaft, Glaube - Mein Abenteuer in Kanada

Von einer gewissen Kanada-Reise hatte ich bereits gehört. Die Erlebnisse anderer ließen das Abenteuer jedoch unerreichbar erscheinen, als wäre es nur etwas für wahre Survival-Profis. Doch nach einem intensiven Wochenende mit Adventure & Faith im Wald wurde der Gedanke, mich selbst dieser Herausforderung zustellen, immer reizvoller. Eine Wanderung auf einem anderen Kontinent, voller Anstrengung und neuer Erfahrungen? Ich entschied mich – ich bin dabei!

Vorbereitungen und Respekt vor der Herausforderung

Schon beim Ausfüllen des Anmeldeformulars wurde mir bewusst, worauf ich mich einlassen würde. Begriffe wie "Risiken", "Selbstverantwortung" und "unbedingtes Zusammenhalten in wildem Terrain" sorgten für Respekt. Doch genau diese Herausforderung gab mir einen neuen Antrieb: Regelmäßiger Sport wurde für mich zur Priorität, denn ich wollte in Kanada nicht schlappmachen. Die Motivation wuchs mit dem Training – wie es Picasso einst sagte: "Die Inspiration kommt, aber sie muss dich beim Arbeiten antreffen."

Es gab ein Vorbereitungswochenende, wo ich meine Kameraden kennenlernte. Wir konnten uns im Zeltaufbau, Rucksackeinpacken (eine Wissenschaft für sich) und dem stetigen Wandern mit 25kg üben. Ich bin sehr froh darüber gewesen, denn dort haben wir Einiges im Kleinformat durchgespielt, was meinem Selbstvertrauen half. Wir waren eine bunte Truppe mit unterschiedlichen Charakteren und Glaubenswegen, aber eins vereinte uns: Die Verantwortung für einander und das Gelingen der Reise.

Wir waren, Im Gegensatz zu einer organisierten Reise keine Gäste, sondern Veranstalter. Ob Fotos, Sicherheit am Campingplatz und mit wilden Tieren (vornehmlich Pumas und Bären), Erste Hilfe, oder Route, alle hatten ihre Aufgaben - und damit das Bewusstsein, wie sehr wir uns gegenseitig tragen würden.

Meine Vorfreude und Aufregung wuchsen mit den Monaten, wobei ich mir jetzt denke – ich kann mich vorbereiten so gut ich kann und im Weiteren auf Gott vertrauen, er ist ja bei mir.

Ankunft auf Vancouver Island – Start in die Wildnis

Schon war der Tag da, und wir alle auf Vancouver Island, jeder gepackt mit einem voluminösen Rucksack, der die nächsten zehn Tage ein persönliches Schneckenhaus sein würde. Raus aus der Zivilisation und rein in die Wildnis - ins Abenteuer. Es ist kaum zu glauben, dass wir die gesamte Reise hindurch einen strahlend blauen Himmel über uns und grüne Weiten (sowie Dickichte) um uns herum haben durften. Es war warm, und das Einzige, was uns am Gipfel noch vom Paradies trennte, waren (wie Pater George so schön sagte) die Moskitos. Die hatten sich wohl neben dem Stechen zur Mission gemacht, unseren Proteinmangel auszugleichen, indem sie im Essen uns sogar in unseren Mündern landeten. Lektion: Auf das Moskitonetz niemals beim Packen verzichten.

Die Natur zeigte sich in ihrer ganzen Pracht – glasklare Bäche, aus denen wir unser Trinkwasser holten, und unendliche Wälder, die mich an "Der Herr der Ringe" erinnerten.

Nicht selten fühlte ich mich in den unendlichen Weiten (Vancouver Island allein ist so groß wie Österreich) wie Fordo, mit den Gefährten unterwegs, weit weg von der Heimat. Ich bestehe darauf, dass ich dort auf den Bergen das köstlichste Wasser meines Lebens getrunken habe - da hatte meine Dehydrierung bestimmt keinen Anteil daran! So manche von uns genossen das Wasser, indem sie drin schwammen, obwohl es wohl keine fünf Grad hatte.

Jeder Tag war herausfordernd, doch ich lernte: Der Körper kann viel mehr, als man ihm zutraut. Es war oft eine mentale Frage. Besonders am dritten Tag kämpften wir alle – einer von uns ganz besonders. Doch die Messe, die wir jeden Mittag feierten, brachte ihm eine unerwartete Wende: Er konnte danach seinen Schmerz auf einmal annehmen. Die Anstrengung war ihm eine bittersüße Last geworden, mit der er ging, stattdagegen. Dieses Erlebnis hat mich tief beeindruckt.

Ich bewundere die Ausdauer, mit der meine Freunde über Felsen und Gipfel gingen. Ein paar von ihnen beteten im Gehen den Rosenkranz, ruhig und beständig, während ich mich auf jeden Schritt konzentrieren musste.

Ankommen und Weitergehen

Nach sechs Tagen kamen wir, verwildert und innerlich verändert, zum Zielpunkt, in das Haus der Eltern von Pater George. Sie nahmen uns altruistisch auf, ihre Gastfreundschaft schenkte uns ein wohliges Zuhause. Ohne Rucksack auf dem Rücken, mit einem Getränk in der Hand, lernten wir uns noch einmal auf eine andere Weise kennen.

Doch das Abenteuer war noch nicht vorbei – jetzt begann der nächste Abschnitt: die Reise per Kajak. Die Fortbewegung auf dem Wasser war ein Kontrast zum Wandern: sitzend, das Gepäck verstaut, mit mehr Zeit für Reflexion und thematische Impulse. Unsere Gemeinschaft wuchs weiter zusammen, unsere Routinen waren eingespielt. Der tägliche "Alles ist gut, so ist die Lage"-Funkspruch mit dem Satellitentelefon, die Kartenbesprechungen und die kleinen Herausforderungen des Alltags schweißten uns zusammen. Mir half besonders die Messe sehr, innezuhalten und mit Gott ins Reine und zum Kern meines Seins zu kommen.

Dankbar

Auch jetzt, zurück im Alltag, tauchen immer wieder Erinnerungen auf – Momente der Gemeinschaft, der atemberaubenden Natur, der inneren Einkehr. Es fühlt sich an wie eine unsortierte Diashow in meinem Kopf – ein Traum, geprägt von Dankbarkeit und Intensität. Diese Reise hat mir gezeigt, dass der Glaube, die Natur und echte Gemeinschaft uns mehr stärken, als wir oft denken. Und wer weiß – vielleicht wartet das nächste Abenteuer schon da draußen.